Bind-X revolutioniert die Landwirtschaft mit Biomineralisierung

Mit der neuen Technologie ermöglicht das Start-up ein innovatives und ökologisches Unkraut-Management

Interview mit Martin Spitznagel, Geschäftsführer Bind-X GmbH

Die Landwirtschaft steht vor enormen Herausforderungen: Im Jahr 2050 soll sie fast zehn Milliarden Menschen ernähren. Ein zusätzliches Problem besteht darin, dass Wasser und Böden immer knapper und regulatorische Vorgaben immer strikter werden. Um die Böden nicht dauerhaft zu schädigen, ist ein nachhaltiges Wirtschaften und eine Verringerung der Umweltbelastungen aus der Landwirtschaft wichtig. Das Biotech Start-up Bind-X hat Produkte entwickelt, die für das Unkraut-Management weltweit eine ökologische und ökonomische Alternative bieten. Die sogenannte Biomineralisierung, welche Bind-X in ihrer Technologie-Plattform Bind-Tech© industrialisiert hat, ist jedoch nicht nur in der Landwirtschaft einsetzbar, sondern kann in vielen anderen Branchen, wie zum Beispiel der Bergbauindustrie, eingesetzt werden. So kann dort Staub, der für die Gesundheit, die Umwelt und die Produktivität ein großes Problem darstellt, durch Bind-X besser, kostengünstiger und umweltfreundlicher bekämpft werden. Susanne Simon interviewte Martin Spitznagel, Geschäftsführer der Bind-X GmbH, für die „IZB Biotech News“.

IZB Biotech News: Wie gestaltet Bind-X die Zukunft der Landwirtschaft?
Martin Spitznagel:
Die Landwirtschaft ist die Basis einer biobasierten Wirtschaft und die Grundlage, um die Menschheit mit sicheren und gesunden Lebensmitteln zu versorgen. Darüber hinaus stehen dieser Branche enorme Veränderungen bevor, da der Klimawandel die Produktion im Freien anfälliger macht und wichtige Ressourcen wie Wasser und Ackerland knapp werden. Bind-X unterstützt Landwirte mit einer neuen Technologie, die hilft, sowohl das Unkrautwachstum zu kontrollieren, als auch durch den Klimawandel bedingte Probleme wie Winderosion zu mindern. Unkraut-Management ist entscheidend für eine nachhaltige und ressourceneffiziente Landwirtschaft, und muss nicht nur auf Chemikalien basieren.

IZB Biotech News: Wie funktioniert biologisches Unkraut-Management?
Martin Spitznagel:
Basierend auf unserer neuen Technologie können wir eine ganze Reihe speziell angepasster Produkte anbieten, die entweder in flüssiger oder fester Form mit bestehenden Geräten ausgebracht werden können. Der treibende Motor unserer Produkte sind natürliche Bodenbakterien, die ein Mineral produzieren, das dann eine natürliche Schicht im Boden bildet. Diese physikalische Barriere kontrolliert das Unkrautwachstum und hilft der Kulturpflanze, das Unkraut zu verdrängen.

IZB Biotech News: Wie planen Sie Ihre Markteintritte?
Martin Spitznagel:
Derzeit befinden wir uns im Markteintritt im Heimgartenbereich in Deutschland. Unser auf Bind-Tech©-basiertes Produkt wurde mit dem Marktführer in diesem Segment entwickelt und ist bereits in ausgewählten Fachmärkten verfügbar. Gartenbesitzer und öffentliche Parkverwalter kennen das Problem, sich zwischen dem unerwünschten Verbrennen oder Vergiften von Unkraut oder der arbeitsintensiven manuellen Unkrautbekämpfung entscheiden zu müssen. Da wir mit unserem Produkt die erste umwelt- und anwenderfreundliche Alternative bieten, sind wir und unsere Partner vom großen Erfolg des Produkts fest überzeugt. Darüber hinaus bereiten wir unseren Markteintritt in weiteren Bereichen der Landwirtschaft vor, beispielsweise im Wein- und Obstanbau.

IZB Biotech News: Kann man Ihre Technologie auch in anderen Branchen einsetzen?
Martin Spitznagel:
Ja, als kombinierter Technologieentwickler und Produktanbieter ermöglicht Bind-X den Einsatz der Bind-Tech©-Plattform für zahlreiche Anwendungen und Branchen. Für viele Industrien lassen sich damit erstmals signifikante nachhaltige Effekte mit gesteigerter Produktivität und erweiterten Marktperspektiven verbinden. So verursacht Staub in Minen Gesundheits- und Sicherheitsprobleme und wirtschaftliche Schäden in Form von Strafzahlungen (aufgrund von Umweltverstößen) und Produktionsausfällen. Das Problem gewinnt an Bedeutung, da Regierungen diesbezüglich immer strengere Vorschriften durchsetzen. Die derzeitigen Methoden, wie das Versprühen von Wasser oder der Einsatz von Chemikalien, sind kostspielig und oft umwelt- und gesundheitsschädlich. Bind-X bietet dem Bergbausektor das innovative, patentierte und nachhaltige Staubbekämpfungsprodukt „Bind-DC“ mit einem doppelten Nutzenversprechen: eine Kostenreduzierung und eine verbesserte Umweltbilanz.

IZB Biotech News: Die innovative Technologie verwandelt Staub in eine harte Kruste
Martin Spitznagel:
Die Bind-Tech©-Technologie verhindert Staub auf offenen Bergbaugeländen, indem eine bakterielle Lösung auf staubige Oberflächen gesprüht wird, die dadurch innerhalb von 48 Stunden nach der Anwendung verfestigt werden. Bind-DC basiert auf einem biotechnologischen Verfahren, bei dem natürliche Bodenbakterien Kalcit als Bindemittel ausfällen. In der Praxis wird eine flüssige Lösung, die eine biologische Komponente (Bakterien) und eine Nährstoffkomponente enthält, mit vorhandenen Geräten, wie z. B. Sprühfahrzeugen und Sprinklersystemen, ausgebracht. Diese bildet dann eine feste Kruste auf Lagerflächen, Abraumhalden oder Straßen. Diese Kruste hält bis zu 18 Monate und stellt eine langfristige und nachhaltige Lösung für das Staubproblem dar. Anstatt das Staubproblem vorübergehend durch Wasser oder Chemikalien zu mildern, wird Staubbildung langfristig, kostengünstig und nachhaltig verhindert.

IZB Biotech News: Die Biomineralisierung ist für die Bergbauindustrie ein kostengünstigeres und umweltfreundlicheres Verfahren
Martin Spitznagel:
Bind-X hat eine eigene Technologieplattform rund um diese so genannte Biomineralisierung entwickelt, die mit nahezu jedem durchlässigen Material kompatibel ist. Staub im Tagebau verursacht Gesundheitsprobleme (für Arbeiter und für Menschen, die in der Nähe wohnen), Umweltprobleme (aufgrund von z.B. Schwermetallrückständen im Staub), eine verringerte Produktivität und sogar komplette Produktionsausfälle. Staub führt für die weltweite Bergbauindustrie zu Gesamtkosten von fast 3 Mrd. Euro pro Jahr. Das Problem gewinnt außerdem an Bedeutung, da die Regierungen nicht nur in den Industrieländern, sondern auch in den Schwellenländern immer strengere Vorschriften durchsetzen. Derzeitige Methoden, wie das Versprühen von Wasser oder der Einsatz von Chemikalien (z. B. Salze, synthetische Polymere, Bitumen) sind kostspielig, teilweise ineffizient und oft umweltschädlich.

IZB Biotech News: Was ist Ihre Zukunftsvision?
Martin Spitznagel:
Wir als Bind-X konzentrieren uns auf industrielle Anwendungen der Biotechnologie und haben ein einfaches Ziel, nämlich den positiven „Impact“ unseres Schaffens und unserer Technologie zu maximieren. Unsere Vision ist es, die Nachhaltigkeit und Rentabilität von etablierten Industrien durch die Biotechnologie zu verbessern.

IZB Biotech News: Was bedeutet Ihnen der Standort im IZB?
Martin Spitznagel:
Unser Unternehmen befindet sich im Herzen eines der größten Biotech-Cluster Europas. Hier profitieren wir von einem kreativen und unternehmerischen Umfeld und der unmittelbaren Nähe zu exzellenter akademischer und privater Forschung. Vor Gründung der Bind-X haben wir fünf Biotech-Cluster in vier europäischen Ländern evaluiert. Die Entscheidung für das IZB war auch rückblickend genau richtig und für unseren Erfolg mitverantwortlich.

Bind X Proben Vor Labor

Martin Spitznagel, Geschäftsführer Bind-X GmbH, am Standort im Innovations- und Gründerzentrum Biotechnologie IZB, mit Produktmustern zur Biomineralisierung