Warngeruch meldet drohenden Brand lange bevor Flammen entstehen

Das auf glykosylierte Werkstoffe spezialisierte Unternehmen 4GENE hat eine biotechnologische Lösung für Brandrisiken entwickelt.

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Brand in einer Maschinenanlage.

„Die gebundenen Warngerüche können als Aufkleber, mit einem Stift oder schon bei der Herstellung in Form einer Beschichtung auf den zu schützenden Anlagen aufgebracht werden.“

Heimo Adamski
Geschäftsführer des entwickelnden Unternehmens 4GENE

Feuer ist eine wesentliche Gefahr für technische Anlagen. Die steigende Nutzung von elektrischen Antrieben sorgt für besondere Brisanz, wie der Brand des Stuttgarter Busdepots zeigt: Ein Bus geriet während des Ladevorgangs in Brand – und obwohl die Feuerwehr nur viereinhalb Minuten später vor Ort war, hat das Feuer bereits auf andere Busse übergegriffen. Am Ende ist der Verlust von 25 Bussen sowie der umgebenden Gebäude- und Ladeinfrastruktur zu beklagen.

Das auf glykosylierte Werkstoffe spezialisierte Unternehmen 4GENE, mit Sitz im Innovations-und Gründerzentrum Biotechnologie in Martinsried bei München, hat eine biotechnologische Lösung für solche Risiken entwickelt. Dabei wird künstlicher, intensiver Rauchgeruch glukosidisch in einem speziellen Verfahren gebunden. Zu einem festen Zeitpunkt bei der Überschreitung einer kritischen Temperatur wird der Duftstoff freigesetzt. Dieser Warngeruch meldet einen drohenden Brand bereits lange bevor die Flammen aus der Anlage schlagen. „SNIFF & SAVE“ nennt das Technologieunternehmen 4GENE den Mechanismus, der auf einem erteilten Patent und drei darauf aufbauenden Patentanmeldungen beruht. Die Temperatur, die erreicht werden muss, um den Warnstoff freizusetzen, liegt idealerweise bei 130°C. 4GENE arbeitet an einer Herabsetzung der Temperatur, da dies für bestimmte Anwendungen notwendig ist. Eine 100°C- und eine 80° C-Lösung sind derzeit in der Erprobung.

Heimo Adamski, Geschäftsführer des entwickelnden Unternehmens 4GENE

Schutz per Aufkleber oder Beschichtung
Die Warngerüche können dabei in Duft und Art variiert werden, die Anbringung auf elektrischen, technischen und mechanischen Anlagen ist einfach: „Die gebundenen Warngerüche können als Aufkleber, mit einem Stift oder schon bei der Herstellung in Form einer Beschichtung auf den zu schützenden Anlagen aufgebracht werden“, sagt Heimo Adamski, Geschäftsführer des entwickelnden Unternehmens 4GENE. Ursprünglich wurde die Technologie für die Kosmetikindustrie spezifiziert – die Anwendungsbereiche reichen jedoch längst auch in den technischen Bereich. „Bei technischen Defekten mit einer damit verbundenen Überhitzung werden die an Glukose gebundenen starken rauchigen Warngerüche über die Sollbruchstelle im Molekül freigesetzt. Das geschieht schon bei Temperaturen, die bereits kritisch sind, aber noch weit entfernt von der Bildung echter Rauchgase sind. Unser System warnt daher wesentlich früher als herkömmliche Rauch- oder Brandmeldesysteme“, erklärt Dr. Isabelle Effenberger aus dem wissenschaftlichen Team von 4GENE. Erste namhafte Industrieunternehmen führen bereits Pilotprojekte mit der Technik durch.

Einbindung von elektronischen Systemen
Die Wirkung von SNIFF & SAVE ist dabei intuitiv: Der Geruch wird wahrgenommen und unmittelbar mit Feuer und Gefahr assoziiert – allerdings lange bevor eine wirkliche Gefahr droht. Katastrophen wie der Brand des Stuttgarter Busdepots hätten damit einen wesentlich glimpflicheren Ausgang genommen als den Totalverlust von Bussen und Gebäuden. Die Warnung vor einem drohenden Brand durch starke Gerüche setzt allerdings voraus, dass ein Mensch als „Sensor“ in der Nähe ist. Bei Industrieanlagen kommen Maschinenbediener in Frage, bei Verkehrsmitteln der Fahrzeugführer. Für geparkte Fahrzeuge wäre auch die Einbindung der Technologie in elektronische Warnsysteme möglich. Eine „elektronische Nase“ ersetzt dabei den Menschen und sorgt für die rechtzeitige Warnung vor dem Katastrophenfall. Rauchmelder ergänzen die gesamte Sicherheitsinfrastruktur weiterhin als relevantes Sicherheitselement. Die Anwendungsbereiche erstrecken sich für 4GENE dabei nicht nur auf Mobilitätslösungen, sondern auch auf zahlreiche Anwendungen im privaten, öffentlichen, gewerblichen und industriellen Bereich.