Netzwerktreffen mit den Partnern der Plattform Life Sciences im IZB

Interessante Vorträge zu Innovationen und der Branchendynamik. 30 Multiplikatoren der Biotech-Branche folgten der Einladung der „Plattform Life Sciences“ am 16. November in den Faculty Club G2B (Gateway to Biotech) im Innovations- und Gründerzentrum Biotechnologie (IZB). Sechs spannende Vorträge führten später zu angeregten Gesprächen der Teilnehmer:innen.

Netzwerktreffen Mit Den Partnern Der Plattform Life Sciences Im IZB

(v.l.n.r.) Dr. Markus Rieger, Vorstand GoingPublic Media; Dr. Viola Bronsema, Geschäftsführerin BIO Deutschland; Dr. Kerstin Bode, MD, PhD, Managing Director von Bioscience Valuation BSV; Karin Hofelich, Verlagsleitung Plattform Life Sciences; Dr. Frauke Hangen, Geschäftsführerin BioRiver; Dr. Peter Hanns Zobel, Geschäftsführer IZB; Dr. Thomas Gottlieb, Vice President Pharmaceuticals – Commercial Operations, ITM Isotope Technologies Munich.

„Die bereits im IZB ansässigen Start-ups haben allein seit 2015 insgesamt vier Milliarden Euro an Kapital durch Deals oder Finanzierungen eingeworben. Und mit Unternehmen wie Atriva Therapeutics, Tubulis, Insempra und Invitris, die 2022 neu an den Standort kamen, ist dieser Trend ungebrochen.“

Dr. Peter Hanns Zobel
Geschäftsführer der IZB

Programm

  • „Wachstumsdynamik am IZB“, Peter Hanns Zobel, Geschäfrtsführer Innovations- und Gründerzentrum Biotechnologie (IZB)
  • „Da geht etwas – Brühwarme Berichte aus der Interaktion mit der Regierung zu technologischer Souveränität, Bioökonomie und industrieller Gesundheitswirtschaft“, Dr. Viola Bronsema, Geschäftsführerin BIO Deutschland
  • ‘How R&D strategy impacts value’, Kerstin M. Bode-Greuel, MD, PhD, Managing Director Bioscience Valuation BSV
  • ‘ Theranostics – The modern targeted way of cancer treatment ‘, Thomas Gottlieb, Vice President Pharmaceuticals – Commercial Operations ITM Isotope Technologies Munich
  • „Deutsche Gesundheitsdaten: Wie lange noch Magerkost für unsere Gesundheitswirtschaft?“, Dr. Jens Wiehler, Geschäftsführer DigiMed Bayern, BioM Biotech Cluster Development
  • „30 Aktien, 5 Börsen – der Biotech & Co. Basket“, Markus Rieger, Vorstand GoingPublic Media
Dr. Peter Hanns Zobel, Geschäftsführer IZB

Dr. Peter Hanns Zobel, Geschäftsführer IZB

Lebendigkeit und Wachstum am Standort
Gleich zu Beginn des Netzwerktreffens unterstrich Dr. Peter Hanns Zobel, Geschäftsführer der IZB-Fördergesellschaft die hohe und positive Wachstumsdynamik der Branche am Beispiel des Martinsrieder Campus. So sei das Zentrum in den letzten Jahren von anfangs 1.000 m2 auf 26.000 mangewachsen. Die am IZB bereits ansässigen Start-ups hätten allein seit 2015 insgesamt vier Milliarden EUR Kapital im Rahmen von Deals oder Finanzierungen eingeworben. Und mit Firmen wie Atriva Therapeutics, Tubulis, Insempra und Invitris die jüngst zum Standort hinzu gekommenen seien, setze sich dieser Trend unvermindert fort. Dafür stehe nicht zuletzt auch die Ansiedlung von Andera Partners, so Zobel. Um diesem Wachstum gerecht werden zu können, seien in Martinsried in den kommenden Jahren Investitionen von über 3 Milliarden Euro geplant.

Dr. Viola Bronsema, Geschäftsführerin BIO Deutschland

Dr. Viola Bronsema, Geschäftsführerin BIO Deutschland

Politik am Puls der Zeit
Die Ansicht, „dass da was geht“, teilte auch Dr. Viola Bronsema, Geschäftsführerin des Biotechnologie-Branchenverbandes BIO Deutschland. Sie verwies jedoch darauf, dass bisher eben nicht genug passiert sei; die Bundesregierung hätte bisher nur von „der Chance“ geredet, Deutschland zum führenden Biotechnologie-Standort der Welt zu entwickeln, sei aber bisher nur ungenügende Commitments eingegangen aus Chancen auch Realitäten werden zu lassen. Und doch gäbe es nun endlich berechtigte Gründe zur Hoffnung, dass nun auch seitens der Politik Bewegung in die Sache käme, so Bronsema. Sie hatte kurz vor dem Netzwerktreffen an einer Veranstaltung der Bundesregierung teilgenommen, bei der Branchenverbände, Forschungseinrichtungen und NGOs dazu eingeladen wurden, konkrete Vorschläge zur Gestaltung der geplanten „Zukunfts-Strategie“ zu unterbreiten.

Viola Bronsema hatte dort über die Aspekte „technologische Souveränität“ und „Technologietransfer über Köpfe“ gesprochen. Sie hob positiv hervor, dass die Strategie auch konkrete, genaue, messbare Ziele und Selbstverpflichtungen beinhalten würde. In den Bereichen Biotechnologie, Life Sciences, Bioökonomie, Innovationsförderung, Unternehmensgründungen sowie verwandten Bereichen wären es bereits 133 Ziele mit Bezugsgrößen. Bronsema bekräftigte gegenüber der Bundesregierung, dass weitere konkretere Selbstverpflichtungen in den Themenfgeldern Mobilisierung von Wagniskapital, Aufbau biobasierter Produktionen, Stärkung des Patenzschutzes und Förderung nachhaltiger Schlüsseltechnologien hinzukommen müssten.

Dr. Kerstin Bode, MD, PhD, Managing Director Von Bioscience Valuation BSV

Dr. Kerstin Bode, MD, PhD, Managing Director von Bioscience Valuation BSV

Prävention von „Produkt-Herzinfarkten“
Über Zukunftsstrategien sprach auf dem Netzwerktreffen auch Kerstin Bode, MD, PhD, Managing Director von Bioscience Valuation BSV. Sie erläuterte, wie entscheidend die Bewertung von Life-Sciences-Assets für den Unternehmenserfolg sei und wie man deren „Robustheit“ erhöhen könne. Die einfache Trias „Wirkstoff, Target, Preis“ alleine reiche für eine Markteinführung nicht mehr aus, so Bode; vor allem nicht, wenn Investitionen über mehrere Stadien der Produktentwicklung und Markteinführung verteilt seien.

Entscheidend sei daher die gewählte Bewertungsstrategie, um eine Wertsteigerung zu erreichen. Am Beispiel eines mit einer größeren Pharmafirma verpartnerten Start-ups, zeigte sie auf, wie wichtig Pilotstudien zur Medikamentenwirksamkeit trotz des Kostendrucks seien. Ein robusterer Evidenznachweis wäre jedoch eine Risikominimierung, die sich letztlich auszahle. Hinzukommen müsse auch ein gutes Monitoring von Wertzuwächsen, denn die entsprechenden Zahlen seien für Investoren letztlich entscheidend.

Dr. Thomas Gottlieb, Vice President Pharmaceuticals – Commercial Operations ITM Isotope Technologies Munich

Dr. Thomas Gottlieb, Vice President Pharmaceuticals – Commercial Operations ITM Isotope Technologies Munich

Heilsame Innovationen der Biotechnologie
Wie ein erfolgreicher Proof of Concept aussieht, zeigte Dr. Thomas Gottlieb, Vice President Pharmaceuticals – Commercial Operations ITM Isotope Technologies Munich den Teilnehmenden. Er sprach zum Thema „Theranostik“, die Verzahnung von Therapie und Diagnostik. Konkret stellte er eine Therapieform vor, bei der Tumore mit radioaktiven Isotopen, sogenannten Radionukliden, markiert und bekämpft werden. Dazu werden Moleküle, an denen sich eine Art Käfig (Chelator) befindet, direkt in die Blutbahn gespritzt. Die Moleküle docken im Körper zielgerichtet an den Tumoren an. Je nach Art der Radionuklide machen diese den Tumor in bildgebenden Verfahren sichtbar oder bestrahlen und vernichten die Krebszellen dadurch.

Das Ganze funktioniere nach einem Schlüssel-Schloss-Mechanismus, der eine exakte Lokalisierung von Tumoren im Körper und darauf aufbauend eine zielgenaue Strahlentherapie ermögliche. „We treat what we see and we see what we treat”, so Gottlieb.

Dr. Jens Wiehler, Geschäftsführer DigiMed Bayern, BioM Biotech Cluster Development

Dr. Jens Wiehler, Geschäftsführer DigiMed Bayern, BioM Biotech Cluster Development

Innovationshemmer Dateninsuffizienz
Dr. Jens Wiehler, Geschäftsführer der DigiMed Bayern, BioM Biotech Cluster Development sprach schließlich über die Verfügbarkeit und Handhabe von Gesundheitsdaten in Deutschland. Diese sei für Medtech-, Pharma-, Diagnostik- und Digital Health-Firmen äußerst unzureichend. Auf der Basis einer noch nicht veröffentlichen Studie, die kürzlich auf der Basis von über 130 befragten Firmen entstanden ist, leitete er Handlungsnotwendigkeiten für Politik, aber auch für die Wirtschaft und Wissenschaft ab, um die auf diese Daten zwingend angewiesenen Firmen in Deutschland halten und entwickeln zu können. Abhängigkeiten von Daten aus dem Ausland hätten negative Konsequenzen auf Partnerschaften, die Wettbewerbsfähigkeit und Investitionsentscheidungen.

Markus Rieger, Vorstand GoingPublic Media

Markus Rieger, Vorstand GoingPublic Media

IPOs in Deutschland
Markus Rieger, Vorstand GoingPublic Medi,a stellte zuletzt den „Biotech & Co.-Basket“ vor: Ein Überblick über 30 Aktien an fünf Börsen, der die wichtigsten Unternehmen aus der DACH umfasst. Die Liste zeigt u.a., dass 64 Prozent der gesamten Marktkapitalisierung auf fünf großen Firmen beruhen, deren Börsenwert größer als eine Milliarde Euro beträgt. Der Basket zeige eindrücklich, dass nicht mehr als zehn Firmen überhaupt im Fokus internationaler Investoren stünden. Die meisten „deutschen“ Firmen hätten zudem keine deutsche Rechtsform gewählt und seien nicht an deutschen Börsen notiert. Zwar sei die Szene insgesamt auch noch sehr jung, aber da „ginge doch definitiv mehr“, so Rieger. Das letzte IPO in Deutschland läge schließlich schon acht Jahre zurück.

Nach diesen zahlreichen Vorträgen lud die Plattform Life Sciences zum Abendessen. Dort setzten sich die durch die Impulse angeregten und bereits zahlreich begonnen Gespräche leidenschaftlich bis in den späten Abend lebhaft fort – gelebtes, lohnendes Networking!