Bayerische Biotechnologie auf Wachstumskurs

BioM veröffentlicht „Bavarian Biotech Report 2021/22“ auf der Konferenz „FORUM Science & Health“

Die Netzwerkorganisation BioM Biotech Cluster Management GmbH lud am 05. und 06. Juli 2022 zur dritten interdisziplinären Konferenz FORUM Science & Health, um mit 200 Gästen aus Politik, Biotech und Pharma sowie hochrangigen Referenten aus Forschung, Klinik und Biotechnologie-Industrie über die Zukunft der Medizin zu sprechen. Auf der Pressekonferenz wurden die aktuellen Zahlen und Entwicklungen des neuen „Bavarian Biotech Report 2021/22“ vorgestellt. Insgesamt ist die Biotechnologiebranche weiterhin dynamisch bei Gründungen und Finanzierungen und stabil als bedeutender Arbeitgeber in Bayern.

Im neuen Report Biotech in Bavaria 2021/22 hat die BioM die Entwicklungen und Errungenschaften der bayerischen Biotechnologiebranche analysiert. Der Report zeigt einen stetigen Zuwachs an kleinen und mittleren Biotechnologie-Unternehmen, vor allem im Bereich Therapeutika-Entwicklung, ein stabiles Beschäftigungshoch sowie eine weiterhin starke Gründungsdynamik. In der Medikamentenentwicklung dominiert weiterhin das Indikationsgebiet Onkologie gefolgt von Autoimmunerkrankungen. Zahlreiche Unternehmen konnten neues Kapital jeweils im ein- und zweistelligen Millionenbereich (insgesamt fast 400 Millionen Euro) einwerben. Die Neugründung von 13 Biotech-Unternehmen und die Ansiedlung durch US-Impfstoffhersteller Moderna bestätigen Bayern als wichtigen Biotechnologie-Standort mit globaler Wettbewerbsfähigkeit.

Beschäftigungshoch
Zusammen beschäftigen die Pharma-, Biotech- und weitere der Branche zuzuordnende Unternehmen rund 44.000 Menschen in Bayern mit leichter Verlagerung vom Pharmasektor in Biotech- und anderen der Branche zugeordneten Unternehmen. Mit insgesamt 22.000 Beschäftigten sind die 289 (+ 5%) Biotech-Unternehmen die wichtigsten Arbeitgeber der Branche. Dies entspricht einem Zuwachs von 1.000 Mitarbeitenden zum Vorjahr. Internationale Unternehmen beschäftigten an ihren Standorten insgesamt 15.000 Mitarbeitende (+ 7%), während kleine und mittlere bayerische Biotech-Unternehmen bei der Beschäftigungszahl stabil blieben.

Weiterhin starke Gründungsdynamik
Bayern zeichnet sich besonders durch sein gründungsfreundliches Ökosystem aus. 2021 konnten insgesamt 13 neue Unternehmen verbucht werden, neben einer Neuansiedlung des amerikanischen Impfstoffherstellers Moderna in München. In der Region finden Gründerinnen und Gründer ein starkes Netzwerk an unterstützenden Organisationen. So konnte auch BioM mit dem virtuellen Inkubator inQlab einer großen Zahl von Unternehmern zu erfolgreichen Gründungen verhelfen.

Onkologie bleibt wichtigste Indikation in der Medikamentenentwicklung
Die bayerische Biotech-Landschaft ist traditionell stark von Arzneimittelentwicklern geprägt. Dabei handelt es sich um langfristig angelegte Forschungs- und Entwicklungsprojekte, die von der ersten Identifizierung eines Wirkstoffkandidaten über präklinische und klinische Studien in einem langwierigen Prozess bis zur Zulassung geführt werden. Die bayerische Industrie weist eine beeindruckende Pipeline an Projekten auf, die sich in der präklinischen (41) oder sogar in der klinischen Phase (118) befinden. Insgesamt 37 Produkte befinden sich derzeit in der klinischen Phase I, 53 in Phase II und 28 in Phase III. Wie in den vergangenen Jahren machen die Krebstherapeutika den größten Anteil der Wirkstoffe in der klinischen Entwicklung mit insgesamt 56 Projekten aus, gefolgt von Therapeutika gegen Autoimmunerkrankungen mit 14 Projekten. Wie in ganz Deutschland wird die Produktpipeline in Bayern von Biopharmazeutika und hier von der Wirkstoffgruppe der rekombinanten Antikörper dominiert.

Auch werden die Auswirkungen der weltweiten Coronavirus-Pandemie deutlich, viele Unternehmen im Bereich der Therapeutika und Diagnostika haben ihre Programme auf die Bekämpfung von COVID-19 umgestellt oder erweitert. Universitäre Forschungsgruppen haben durch ihre Arbeit zu einem besseren Verständnis des Coronavirus und seiner Eigenschaften beigetragen und damit wertvolle Vorarbeiten für zukünftige Entwicklungen geleistet.

Finanzierungsklima, Deals und Kooperationen
Wirtschaftlich stand das Jahr 2021 noch unter dem Eindruck der weltweiten Pandemie. Die Zulassung verschiedener Impfstoffe und der daraus resultierende Rückenwind für die Branche haben sich aber durchaus positiv ausgewirkt. Die bayerischen Unternehmen haben im vergangenen Jahr sehr zufriedenstellende Geschäftszahlen vorgelegt, und es wurden wieder zahlreiche Finanzierungsrunden erfolgreich abgeschlossen. Insbesondere mehrere Folgefinanzierungen in erheblichem Umfang zeigen deutlich, dass sich viele der Unternehmen auf einem vielversprechenden Weg zu kommerziell nutzbaren Produkten befinden. Zahlreiche Unternehmen konnten neues Kapital jeweils im ein- und zweistelligen Millionenbereich einwerben. Insgesamt konnten die bayerischen Unternehmen im letzten Jahr fast 400 Millionen an Kapital einsammeln. Damit setzt sich die positive Entwicklung der letzten Jahre fort, in denen Unternehmen zuletzt Rekordzahlen erzielen konnten.

Im Jahr 2021 gab es einen starken Wunsch nach Zusammenarbeit zwischen Biotechnologieunternehmen. Das Ausmaß dieser Kooperationen war sehr unterschiedlich: vom Austausch von Technologien, Lizenzierung Bereitstellung von Forschungs- und Produktionskapazitäten bis hin zu Übernahmen in Milliardenhöhe.

Bayerns Schlagkraft gegen COVID-19
Die Biotechnologie steht an vorderster Front im Kampf gegen die Coronavirus-Pandemie. Vom ersten Tag an haben zahlreiche bayerische Unternehmen und Forschungsteams die innovative Forschung bei der Entwicklung von Testsystemen, Impfstoffkandidaten und Medikamenten vorangetrieben – mit vielen positiven Ergebnissen. Neben der erfolgreichen Entwicklung verschiedenster Testsysteme, gibt es ein breites Spektrum an hervorragenden Ansätzen zu COVID-19 Therapeutika in Bayern. Zweiundzwanzig herausragende bayerische Therapiekonzepte wurden im Rahmen des 50 Millionen Euro schweren Programms BayTherapie2020 eingereicht. Insgesamt bekamen fünf Unternehmen eine Förderung.

Biotech in Bavaria – A quarter century of success: 25 Jahre BioM und Münchner Biotech Cluster
Die Gesamtentwicklung der Branche seit Gründung zeigt der Rückblick auf die Erfolgsgeschichte „25 Jahre BioM und Münchner Biotech Cluster“. Mit Unterstützung der Biotech Clustermanagement-Organisation hat sich die Life-Science-Region zu einem der erfolgreichsten Biotech Cluster Europas entwickelt. Der Bavarian Biotech Report beleuchtet diese Erfolgsgeschichte und weitere Themen in Interviews verschiedener Player und deren Blickwinkel auf die Branche.

Von der Forschung in den Markt
Auf dem FORUM Science & Health wurden wegweisende Entwicklungen für eine Medizin der Zukunft präsentiert. Der Kongress wurde zum dritten Mal von BioM im Auftrag des StMWi organisiert. Für das StMWi begrüßte Dr. Ulrike Wolf, Ministerialdirektorin beim Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie (StMWi) das Publikum und die fast 60 hochrangigen Referenten, darunter Prof. emerit. Ernst-Ludwig Winnacker, Vater des Münchner Genzentrums, Prof. Heyo Krömer, Chief Executive Officer der Charité Berlin und Prof. Patrick Cramer, amtierender Direktor am Max-Planck-Institut für Multidisziplinäre Naturwissen­schaften in Göttingen und gratulierte Prof. Cramer im Namen der Bayerischen Staatsregierung zur jüngst erfolgten Wahl zum neuen Präsidenten der bedeutenden Max-Planck-Gesellschaft: Sie würdigte den Kongress als wichtigen Treffpunkt von Wissenschaft und Wirtschaft im Bereich Biotechnologie: „In den nächsten zwei Tagen werden hier die neuesten Entwicklungen in den Bereichen innovative Technologien und Therapeutika vorgestellt. Was wir hier sehen können, wird einen großen Einfluss darauf haben, wie Krankheiten in Zukunft diagnostiziert und behandelt werden und nicht zuletzt wie man ihnen vorbeugen kann.“

Das FORUM Science & Health ist der interdisziplinäre Treffpunkt in Bayern für alle, die sich für Life Science und Biotechnologie interessieren und verbindet Akteure aus den Bereichen Biotechnologie, Medizin, Ernährung, Medizintechnik und Digitalisierung, um neue Impulse für eine zukunftsorientierte integrierte Medizin zu setzen. In verschiedenen Formaten wurde über aktuelle Entwicklungen der Branche, neue Technologien, wegweisende Erkenntnisse und Themen der Gesundheitsforschung informiert.

Bayerns Wirtschaftsstaatssekretär Roland Weigert unterstrich in seinem digitalen Grußwort die Bedeutung des Kongresses und stellte die Innovationskraft des Standortes Bayern heraus: „Das FORUM Science & Health ist der Treffpunkt für Bayerns Akteure aus Life Science, Biotech, Digitalisierung, Medizin und Medizintechnik. Es bietet hervorragende Möglichkeiten zum Gedankenaustausch, zur Vernetzung und zur intensiven Diskussion über neue Technologien und Erkenntnisse in der medizinischen Forschung. Bayern ist eine hochattraktive Region für Innovationen und produktive Kooperationen zwischen Wirtschaft, Wissenschaft und Forschung. Unser Ziel ist es, neue Trends und bahnbrechende Innovationen für die Medizin der Zukunft mit Nachdruck voranzutreiben.“

In Vorträgen wurden das Potential von mRNA für Diagnostik und Therapien beleuchtet, die Möglichkeiten von Big Data z.B. für Screening-Verfahren im Hochdurchsatz diskutiert und Nanotechnologien im Einsatz für Medikamentenentwicklung und Diagnostik vorgestellt. Die Podiumsdiskussion an Tag 2 gab einen Ausblick, wie eine Medizin der Zukunft vor zukünftigen gesundheitlichen Bedrohungen schützen kann: Innovative Ansätze, um Antibiotikaresistenzen zu bekämpfen, verschiedene therapeutische COVID-19 Konzepte, die eine effiziente Bekämpfung der Infektion ermöglichen, und der Einfluss von Lebensstilanpassungen und veränderte Umweltbedingungen für ein gesundes Leben.

Den Bavarian Biotech Report 2020/21 finden Sie als ePaper oder als pdf zum Download unter: www.bio-m.org/zahlen-und-fakten/publikationen. Eine Print-Version ist über BioM erhältlich.

BioM Biotech Cluster Development GmbH
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