30 Jahre IZB: Ein Jubiläum im Zeichen der Innovation
Geschäftsführer Christian Gnam über Geschichte und Zukunft eines besonderen Ortes
Mai 2025
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Stephen S. Yoder, CEO, Pieris Pharmaceuticals Inc.

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30 Jahre biotechnologische Innovationen am IZB
„Den besonderen Charme dieses Standorts macht aus, dass man hier ein „Global Biotech Village“ hat mit einer einzigartigen Mischung aus Nähe, Offenheit und globaler Sichtweise.“
Christian Gnam, Geschäftsführer des IZB
Seit 30 Jahren ist das Innovations- und Gründerzentrum Biotechnologie (IZB) eine zentrale Adresse für visionäre Start-ups, Spitzenforschung und unternehmerische Netzwerke. Im Interview spricht Christian Gnam, seit gut einem Jahr Geschäftsführer, über die besondere Atmosphäre auf dem Campus Martinsried, prägende Meilensteine und aktuelle Entwicklungen in der Biotechnologie. Außerdem verrät er, was die Gäste bei der Jubiläumsfeier am 22. Mai erwartet – und warum ein Bier besser passt als ein Glas Sekt.
Herr Gnam, 30 Jahre IZB – Herzlichen Glückwunsch! Sie selbst sind erst seit gut einem Jahr dabei. Wie haben Sie diesen Ort zum ersten Mal erlebt?
Ich kannte das IZB tatsächlich schon vor meinem Start hier. Der Campus war für mich immer ein besonderer Ort. Wissenschaft und Unternehmertum treffen hier unmittelbar aufeinander – ganz konkret, ganz physisch. Das IZB liegt mitten in einem lebendigen Cluster mit den unterschiedlichsten Akteuren: Institute, Start-ups, exzellente Forschungseinrichtungen. Gleichzeitig ist man nicht mitten in einem Industriegebiet, sondern umgeben von der Natur. Diese Mischung aus Idylle und Dynamik macht den besonderen Reiz des IZB für mich aus.
Apropos Dynamik: In drei Jahrzehnten ist viel passiert. Sie haben sich sicher ein bisschen durch die Geschichte des Hauses gewühlt – gab es da Meilensteine, die Sie besonders beeindruckt haben?
Die gab es tatsächlich. Die Gründung 1995 war natürlich der wichtige Startschuss, aber besonders spannend fand ich das Jahr 2002. Der zweite Standort in Weihenstephan wurde eröffnet, gleichzeitig entstand mit West 1 ein Gebäude für größere Start-ups, sogenannte Scale-ups. Und dann kam noch der Kindergarten am Campus dazu, der den Kindern von IZB-Mieter:innen und Max-Planck-Mitarbeitenden offensteht. Das ist ein echtes Alleinstellungsmerkmal, das zeigt, dass hier nicht nur an wirtschaftliches Wachstum gedacht wurde, sondern auch an Lebensqualität und Vereinbarkeit von Beruf und Familie.
Darüber hinaus – was ist das Besondere an diesem Ort? Was finden Gründer:innen hier, was sie anderswo nicht so leicht bekommen?
Das IZB befindet sich inmitten eines gewachsenen Ökosystems. Hier ist ein echtes Biotech-Biotop entstanden – eine lokale Gemeinschaft aus Start-ups, der Netzwerkorganisation BioM, Forschungsinstituten wie dem Max-Planck-Institut, der LMU und dem Klinikum Großhadern sowie vielen weiteren Akteuren. Die Wege sind kurz, man kennt sich, der Austausch ist offen und unkompliziert. Gleichzeitig ist das Ganze nicht provinziell, sondern ganz im Gegenteil: Die Community hier ist sehr international und wir haben sogar ein eigenes Hotel am IZB. Man profitiert vom Persönlichen und Überschaubaren eines kleineren Standorts und gleichzeitig von der Nähe zur Stadt München – einem Wirtschaftszentrum mit globaler Reichweite. Das macht den besonderen Charme dieses Standorts aus, dass man hier ein „Global Biotech Village“ hat mit einer einzigartigen Mischung aus Nähe, Offenheit und globaler Sichtweise.
Was ist aktuell der spannendste Aspekt an Ihrem Job?
Ganz klar: die Vielseitigkeit. Man lernt jeden Tag etwas Neues, allein schon durch den Kontakt mit vielen interessanten Unternehmen, die die unterschiedlichsten Technologien und Lösungen entwickeln – von Therapien über industrielle Biotechnologie bis hin zu FoodTech. Aber auch unsere Aufgaben sind breit gefächert: Neben der Betreuung der Start-ups kümmern wir uns auch um unser Hotel, unsere Gastronomie, das Veranstaltungsmanagement und die Zusammenarbeit mit kommunalen Partnern. Hier gibt es keine wirkliche Routine, sondern jeder Tag bringt neue Impulse und Herausforderungen – das macht diesen Job so unglaublich spannend.
Wenn Sie auf die aktuelle Biotech-Szene schauen: Gibt es Trends, bei denen Sie sagen – da sollten wir unbedingt dranbleiben?
Ein übergreifender Trend ist sicherlich der Einsatz von KI und Digitalisierung. Die Möglichkeiten, die sich hier insbesondere für die Wirkstoffentwicklung, aber auch für die Beschleunigung anderer Innovationsprozesse ergeben, sind enorm. Darüber hinaus kann ich mich nicht auf einen bestimmten Trend festlegen – dafür ist die Bandbreite an innovativen Unternehmen im IZB einfach zu groß. Einige unserer Start-ups sind in hochspezialisierten, aber dennoch äußerst relevanten Nischen erfolgreich, die man auf keinem Trend-Radar findet. So entwickeln sie beispielsweise biotechnologische Lösungen für andere Industriezweige, etwa zur Staubunterdrückung im Bergbau. Da müssen wir einfach abwarten, was sich durchsetzen kann. Aber genau diese Vielfalt macht unsere Branche aus. Und ich bin überzeugt, dass alle vom digitalen Fortschritt profitieren können.
Sie haben frischen Wind mitgebracht. Gibt es Dinge, die Sie im IZB verändern oder weiterentwickeln möchten?
Das IZB ist in seiner Grundstruktur sehr gut aufgestellt. Gleichwohl ist es wichtig, mit der Zeit zu gehen und neue Impulse zu setzen. Mir geht es also weniger um radikale Veränderungen als um gezielte Weiterentwicklung. Besonders wichtig ist mir, den Austausch zu stärken – sowohl zwischen den Unternehmen im IZB als auch mit den anderen Akteuren hier vor Ort. Wir haben bereits gute Interaktionen mit den wissenschaftlichen Einrichtungen wie MPI und LMU, aber gerade was das Gründergeschehen angeht, könnten wir noch enger miteinander kooperieren. Viele Forschende sehen die Unternehmensgründung noch nicht als echte Option, da haben wir in Deutschland ein bisschen Aufholbedarf. Das würde ich gerne ändern, indem wir noch stärker aufzeigen, welche Chancen hier entstehen können, gerade im Bereich Biotechnologie.
Was würden Sie sich für die nächsten 30 Jahre des IZB wünschen?
Ein großer Wunsch aus der Vergangenheit wird in naher Zukunft schon Realität: Der Bau der U-Bahn wird endlich umgesetzt. Das wird den Standort für Mitarbeitende, Gäste und die ganze Region noch attraktiver machen und ihm einen ungeheuren Schub geben. Darüber hinaus wünsche ich mir, dass wir weiter räumlich expandieren können. Die Nachfrage ist ungebrochen, aber wir stoßen immer wieder an Kapazitätsgrenzen. Wenn wir – wie eben angesprochen – mehr Gründungen fördern und unterstützen wollen, brauchen wir natürlich auch den Raum dafür. Ich sehe hier viel Entwicklungspotenzial – sowohl räumlich als auch strukturell.
Und zum Schluss: Was erwartet uns bei der Jubiläumsfeier – eher Sekt und Reden oder doch ein bisschen Start-up-Party-Feeling?
Ich würde sagen: eine gute Mischung! Allerdings wird es statt Sekt dieses Mal vor allem unser eigens gebrautes Jubiläumsbier „IZBier“ geben. Das passt nicht nur zum Anlass, sondern auch thematisch perfekt – Biotechnologie und Bier gehören schließlich auch historisch zusammen. Und mit Weihenstephan haben wir einen Standort mit einer der ältesten Brautraditionen weltweit. Diesen Aspekt wollten wir an so einem besonderen Tag bewusst aufgreifen und sichtbar machen.
Natürlich wird es auch Reden geben – nach 30 Jahren IZB ist das mehr als angebracht. Wir wollen die Entwicklung würdigen und auch denen das Wort geben, die diesen Weg mitgestaltet haben. Aber danach feiern wir – entspannt und mit einem gewissen Start-up-Feeling. Ich bin sicher, das wird ein schöner, stimmiger Abend.
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