Das IZB-Start-up Eisbach Bio entwickelt einen COVID-19-Wirkstoff

Interview mit Dr. Adrian Schomburg, CEO und Prof. Andreas Ladurner, CSO Eisbach Bio GmbH

Interview mit Dr. Adrian Schomburg, CEO und Prof. Andreas Ladurner, CSO Eisbach Bio GmbH

Eisbach Bio, ein Biotechnologie-Unternehmen, das auf die molekularen Maschinen abzielt, die menschliche Krankheiten verursachen, gab im Juli 2021 eine zusätzliche finanzielle Unterstützung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) für die klinische Entwicklung seines First-in-Class SARS-CoV-2-Helikase-Inhibitors bekannt. Die Gesamtfinanzierung in Höhe von acht Millionen Euro wird die klinische Entwicklung des neuartigen COVID-19 Therapeutikums des Unternehmens unterstützen, nachdem die präklinische Entwicklung kürzlich abgeschlossen wurde. Susanne Simon, Leiterin Presse- und Öffentlichkeitsarbeit IZB, interviewte die Spitzenforscher der Eisbach Bio GmbH für die „IZB Biotech News“.

Warum entwickelt Eisbach Bio gleichzeitig ein Krebsmedikament und ein Virostatikum gegen COVID-19?
Dr. Adrian Schomburg, CEO Eisbach Bio: Eisbach Bio startete mit der Entwicklung von Medikamenten gegen Krebs, die auf eine bestimmte Klasse von Enzymen abzielen, und als wir das Genom des Corona-Virus analysierten, fanden wir tatsächlich heraus, dass es ein Enzym besitzt, das demjenigen, auf das wir bei Krebs abzielen, sehr ähnlich ist. Bei Krebs würden wir also tatsächlich den Zelltod in Krebszellen verursachen. Wenn wir dieses ähnliche Enzym in COVID hemmen, würde es die virale Replikation sehr effizient blockieren.  Es war also ganz natürlich für uns, Anfang letzten Jahres eine Entwicklungskampagne zu starten, und wir sind jetzt so weit, dass wir sehr bald in die Klinik gehen können.

Welche Technologie wenden Sie hier an?
Prof. Andreas Ladurner: Unsere Aufgabe hier bei Eisbach ist es, Medikamente zu entwickeln, die die Aktivität von ganz bestimmten molekularen Maschinen unterdrücken. Unsere Maschinen, wie jede andere Maschine des menschlichen Körpers, benutzt einen Motor. Nun, man kann den Treibstoff des Motors vergiften, solche Medikamente wären jedoch wahrscheinlich nicht sehr selektiv, sehr spezifisch. Basierend auf grundlegenden Arbeiten haben wir entdeckt, dass jede dieser molekularen Maschinen natürlich hoch reguliert ist und einen sehr spezifischen Zündschloss-Mechanismus hat. Die Möglichkeit, die wir jetzt haben, besteht darin, auf die Zündung des Motors zu zielen, anstatt den Treibstoff zu vergiften. Das gibt uns die Möglichkeit, Medikamente zu entwickeln, die hoch selektiv sind und genau auf das Enzym zielen, das wir hemmen wollen. Wir glauben, dass unsere Moleküle nicht nur wirksamer sind, sondern auch weniger Nebenwirkungen zeigen als herkömmliche Therapien.

Worin besteht der Vorteil Ihres neuen COVID-19-Medikamentes?
Dr. Adrian Schomburg:  Bis jetzt haben wir keine Nebenwirkungen unseres Medikaments beobachtet. Deshalb denken wir, dass man es sehr früh einnehmen kann, wenn man die ersten Symptome hat. Man würde es als Pille, die oral verfügbar ist, einmal am Tag einnehmen. Und die Behandlung, weil sie so einfach und billig herzustellen ist, würde wahrscheinlich weniger als 100 Euro für eine Kur von sieben Tagen kosten.

Wann wird das Medikament verfügbar sein?
Dr. Adrian Schomburg: Das ist eine ausgezeichnete Frage. Ich denke, die Zeit bis zur Markteinführung hängt wirklich davon ab, wie wirksam das Medikament in der Klinik ist. Wir werden die erste Phase im ersten Quartal des nächsten Jahres beginnen. Und wenn das Medikament, wie erwartet wirkungsvoll ist, könnte es tatsächlich schon im nächsten Jahr zugelassen werden.

Wie finanzieren Sie die klinischen Studien?
Dr. Adrian Schomburg: Wir haben es zunächst selbst finanziert, eine Spende bekommen und eine erste Förderung des BMBF erhalten. Die acht Millionen Euro vom BMBF werden für die Produktion unseres Medikamentenkandidaten, die Sicherheitsprüfung im Frühstadium und die Prüfung der ersten Kohorte von COVID-Patienten im nächsten Jahr verwendet.

In wieweit hat der Standort im IZB zum Erfolg Ihres Start-ups beigetragen?
Prof. Andreas Ladurner: Das IZB ist ein hervorragender Standort. Wir sind hier an eine Deutsche Elite-Universität und vielen internationalen Spitzenforschungsinstituten angeschlossen. Es ist ein toller Ort, um Mitarbeiter zu rekrutieren. Es ist ein großartiger Ort für mich als Mentor und als CSO, diese jungen Talente, die wir auf diesem Campus haben, zu fördern, sie zu betreuen, sie anzuleiten und ihnen zu helfen, in der Wirkstoffentwicklung erfolgreich zu sein.