550 Jahre LMU-Medizin

Festakt in der Allerheiligen-Hofkirche der Residenz München im Beisein des Schirmherrn und Bayerischen Ministerpräsidenten Dr. Markus Söder.

Festakt 550 Jahre Lmu

Festakt in der Allerheiligen-Hofkirche der Residenz München

„Glückwunsch zu medizinischer Exzellenz seit 1472. Wir sind stolz auf unsere Universitätskliniken. Sie bieten höchstes Niveau bei Forschung, Lehre und Krankenversorgung.“

Dr. Markus Söder
Bayerischer Ministerpräsident

Sie war 1472 eine der vier Gründungsfakultäten der ersten Universität Altbayerns, heute gehören die Medizinische Fakultät – sowie das Klinikum – der Ludwig-Maximilians-Universität zu den größten ihrer Art in Deutschland. Ihr 550-jähriges Bestehen feierte die LMU-Medizin am Donnerstag, 13. Oktober 2022, mit einem Festakt unter der Schirmherrschaft des Bayerischen Ministerpräsidenten Dr. Markus Söder. Zu den bekannten Münchner LMU-Medizinern zählen zum Beispiel der Hygieniker Max von Pettenkofer, der Kinderarzt August von Hauner sowie der Psychiater Emil Kraepelin. Bedeutende Errungenschaften und Meilensteine der LMU-Medizin sind unter anderem der Dornier-Nierensteinzertrümmerer und die erste Herztransplantation Deutschlands. Einen Einblick in die wechselvolle Geschichte und lange Tradition der LMU-Medizin gibt die Festschrift „550 Jahre LMU Medizin – Exzellenz seit 1472“, die zum Festakt erscheint.

Im Rahmen des Festakts gratulierte der Bayerische Ministerpräsident Dr. Markus Söder zu 550 Jahre Medizin an der Ludwig-Maximilians-Universität München: „Glückwunsch zu medizinischer Exzellenz seit 1472. Wir sind stolz auf unsere Universitätskliniken. Sie bieten höchstes Niveau bei Forschung, Lehre und Krankenversorgung. Mit der Hightech Agenda Bayern fördern wir Innovationen in den künftigen Schlüsseltechnologien. Wir sorgen für beste medizinische Versorgung überall im Land. Mein Dank und Anerkennung: Ihre Arbeit macht unser Leben länger und besser“. Die Medizinische Fakultät und das LMU-Klinikum gehörten zu den größten und besten in Deutschland und Europa, sagte Prof. Dr. Markus M. Lerch, Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender des LMU Klinikums, bei der Begrüßung zum Festakt. „Wir dienen der Gesundheit unserer Patientinnen und Patienten, der Erforschung ihrer Krankheiten und der Ausbildung unserer Studierenden auf höchstem internationalem Niveau. Den Kern und die Seele der LMU-Medizin macht der Teamgeist aller Berufsgruppen und – seit 550 Jahren – der Anspruch an Exzellenz aus, der von allen gelebt wird.“

Die Anfänge der Münchner Epoche der LMU-Medizin
Die Medizinische Fakultät war im Jahr 1472 eine der vier Gründungsfakultäten der ersten Universität Altbayerns in Ingolstadt. Nach einem Zwischenstopp in Landshut von 1800 bis 1826 zog die Ludwig-Maximilians-Universität auf Veranlassung von König Ludwig I. in die Landeshauptstadt München um. Das schon 1813 eröffnete Allgemeine Städtische Krankenhaus nahe des Sendlinger Tors – mit 600 Betten das größte in Bayern – wurde nun zum Universitätsklinikum. Die Krankenpflege übernahmen im Jahr 1832 die Barmherzigen Schwestern des heiligen Vinzenz von Paul, die sie bis ins Jahr 2000 auch ausgeübt haben. Im 19. und frühen 20. Jahrhundert entstanden nahe des Sendlinger Tors eine Vielzahl von Fachkliniken und Instituten, darunter die Poliklinik, die Chirurgische Klinik, sowie die Königliche Universitätsfrauenklinik und Hebammenschule in der Maistraße.

Die neu geschaffenen Einrichtungen sind oftmals eng mit bekannten medizinischen Persönlichkeiten dieser Zeit verbunden: 1846 eröffnete August von Hauner die erste Kinderklinik in der Sonnenstraße; 1882 bezog diese den heutigen Standort in der Lindwurmstraße. 1877 gründete Hugo von Ziemssen das erste deutsche Klinische Institut; 1879 eröffnete das weltweit erste Hygiene-Institut unter Max von Pettenkofer, 1904 die Königliche Psychiatrische Klinik unter Emil Kraepelin. Als erste Fakultät im Deutschen Reich bildete die LMU ab 1903 Medizinerinnen aus, Adele Hartmann war 1918 deutschlandweit die erste Frau, die sich habilitierte – an der Medizinischen Fakultät der LMU.

Der Weg nach Großhadern
Nach dem Schrecken der NS-Zeit, die auch in der Medizin tiefe Spuren hinterließ, wurde der Campus in der Innenstadt für die wachsende Zahl von Studierenden, Forschenden aber auch Patientinnen und Patienten bald zu klein. Im Jahr 1955 fiel der Beschluss, am Stadtrand in Großhadern das damals modernste Universitätsklinikum Europas zu errichten: Hier wurden alle Kliniken unter einem Dach in einem 60 Meter hohen und 205 Meter langen Bettenhaus zusammengeführt. Der Bau des Klinikums Großhadern dauerte rund zehn Jahre; am 16. September 1974 wurde der erste Patient aufgenommen. 2014 wurde in Großhadern das neue Operationszentrum – damals das größte und modernste OP-Zentrum Europas – fertiggestellt. 1999 fusionierten die Kliniken Großhadern und Innenstadt, fortan entwickelte sich das LMU Klinikum München an beiden Standorten weiter. 2021 eröffnete neben dem alten Allgemeinen Krankenhaus von 1813 – der sogenannten Ziemssenklinik – das Klinikum Innenstadt. Hier sind die Bereiche Innere Medizin, Chirurgie, Geburtshilfe sowie die Notaufnahme untergebracht.

Im Bereich der Forschung und Lehre folgten ab den 1970er Jahren nicht nur viele medizinische und lebenswissenschaftliche Institute der Fakultät und der Universität auf den Campus Großhadern, sondern es siedelten sich auch ein Biotechnologie Cluster und zwei Max-Planck-Institute im unmittelbar benachbarten Martinsried an. Die enge Verbindung zur Forschung schlägt sich auch in der Patientenversorgung nieder. Ein Meilenstein der neueren Zeit ist der Nierensteinzertrümmerer, den LMU-Mediziner zusammen mit einem Team des Flugzeugherstellers Dornier entwickelt hatten und der 1980 zum ersten Mal zum Einsatz kam. Nach der ersten Herztransplantation Deutschlands 1969 im Klinikum in der Innenstadt gelang 1983 im Klinikum Großhadern die erste Herz-Lungen-Transplantation Deutschlands durch den Herzchirurgen Prof. Dr. Bruno Reichart. Auch strukturell wurden in Großhadern neue Wege beschritten. Ein Beispiel dafür ist das durch eine Stiftung ermöglichte Centrum für Schlaganfall- und Demenzforschung mit Ambulanz, Forschungslaboren und dem Sitz des Deutschen Zentrums für Neurodegenerative Erkrankungen in München.

Der Bayerische Ministerpräsident Dr. Markus Söder (Mitte) war Schirmherr des Festakts zu 550 Jahre LMU Medizin, hier mit Prof. Dr. Thomas Gudermann (li.), Dekan der Medizinischen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität, und Prof. Dr. Markus M. Lerch, Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender des LMU Klinikums.

Der Bayerische Ministerpräsident Dr. Markus Söder (Mitte) war Schirmherr des Festakts zu 550 Jahre LMU Medizin, hier mit Prof. Dr. Thomas Gudermann (li.), Dekan der Medizinischen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität, und Prof. Dr. Markus M. Lerch, Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender des LMU Klinikums.

Beste Köpfe, gute Strukturen, starke Verbünde
„Die Ludwig-Maximilians-Universität ist seit nunmehr 550 Jahren ein bedeutender Ort der Wissenschaft und Wissensvermittlung und gehört heute zu den besten Universitäten weltweit. Dazu trägt als eine der vier Gründungsfakultäten der Universität auch ihre medizinische Fakultät und das Universitätsklinikum maßgeblich bei. Unsere Medizin erbringt in allen Dimensionen Forschung, Lehre und Krankenversorgung Höchstleistungen“, sagte Prof. Dr. Dr. h.c. Bernd Huber, Präsident der Ludwig-Maximilians-Universität München.

Mit 2.000 Betten und rund 11.500 Mitarbeitenden in ca. 50 Fachkliniken, Instituten und Abteilungen ist das LMU Klinikum heute das zweitgrößte Klinikum Deutschlands. Pro Jahr werden dort ambulant und stationär 500.000 Patienten versorgt. Die Medizinische Fakultät bildet bundesweit die meisten Medizinstudierenden aus, derzeit sind es rund 6.000. „Beste Köpfe, gute Strukturen, starke Verbünde – das ist das Motto, das wir versuchen, in der täglichen Arbeit umzusetzen“, sagte Prof. Dr. Thomas Gudermann, Dekan der Medizinischen Fakultät in seinem Festvortrag „Die LMU-Medizin: Gestern, Heute, Morgen”. „Wir sind die einzige Fakultät in Deutschland, die in allen acht Deutschen Zentren der Gesundheitsforschung vertreten und damit in der Breite der medizinischen Exzellenz einzigartig ist.“ Dazu kommen sechs Sonderforschungsbereiche der Deutschen Forschungsgemeinschaft, in denen die LMU als Sprecher auftritt. Als führende vollständige Fakultät könne die Medizinische Fakultät der LMU junge angehende Ärztinnen und Ärzte vom ersten bis zum letzten Studiensemester in allen Disziplinen auf dem aktuellen Stand des Wissens und höchstem Niveau ausbilden, so Gudermann. Hervorzuheben ist neben dem Nachwuchsförderprogramm „Munich Clinician Scientist Program“, das Forschung und Patientenversorgung eng verzahnt, auch das Medizinische Curriculum München (MeCum), das auf dem Konzept des problemorientierten Lernens der Harvard Medical School basiert.

Forschung, Lehre und Patientenversorgung sind eng verzahnt
Die enge Verbindung zwischen Forschung, Lehre und Patientenversorgung ist auch in zahlreichen Forschungsprojekten sichtbar: So hat rund 140 Jahre nach Pettenkofers Gründung des weltweit ersten Hygieneinstituts das Tropeninstitut ein Abwassermonitoring entwickelt, um Virus-Varianten in einer Pandemie (speziell bei Sars-CoV-2) frühzeitig sichtbar zu machen. 53 Jahre nach der ersten Herz-Transplantation Deutschlands am LMU Klinikum erforschen Wissenschaftler:innen und Ärzt:innen am LMU Klinikum die Möglichkeiten der Xenotransplantation, also der Verpflanzung tierischer Zellen, Gewebe und Organe auf den Menschen. Ganz im Sinne von August von Hauners Devise, dass Kinder keine kleinen Erwachsenen sind, wird derzeit am Dr. von Hauernschen Kinderspital eine Nasenspray-Impfung gegen Covid-19 entwickelt, auch um Kindern einen „Pieks“ zu ersparen. Projekte zur Digitalisierung der LMU-Medizin reichen vom Pflegeroboter Jeeves über eine neue Deep Learning-Methode für eine automatisierte Diagnose einer diabetesbedingten Augenkrankheit bis hin zum Einsatz von präoperativen Schulungs-Apps in der Orthopädie.

550 Jahre LMU Medizin auf rund 90 Seiten
Im Rahmen des Jubiläums ist die Festschrift „550 Jahre LMU Medizin – Exzellenz seit 1472“ entstanden, die im August Dreesbach Verlag erscheint. Ein Team um den Historiker Dr. Michael Kamp stellt hierin die wechselvolle Geschichte der LMU-Medizin prägnant, vielfältig und bildreich dar. Der historische Abriss wird durch Kurzportraits wichtiger Mediziner und Forscher der LMU-Medizin, der Beschreibung neuer Verfahren sowie Aussagen von historischen Persönlichkeiten und Zeitzeugen aufgelockert und spannt mit den geplanten Bau- und Strukturvorhaben den Bogen in die Zukunft. Link zu 550 Jahre LMU-Medizin: https://www.lmu-klinikum.de/550-jahre-lmu-medizin