Die Einnahme von Omega-3-Fettsäuren halbiert die Frühgeburtenrate

Viele Studien haben gezeigt, dass es einen direkten Zusammenhang zwischen einem hohen Omega-3-Spiegel und der Gesundheit von Säuglingen gibt

Embryo

Der Biomarker HS-Omega-3 Index® wurde 2002 von Prof. Dr. Clemens von Schacky und Prof. Dr. W.S Harris entwickelt.

Unabhängige Studien mit hochkarätigen wissenschaftlichen Partnern kamen zu dem Ergebnis, dass sich durch einen hohen Omega-3-Spiegel zum Beispiel die Hirndurchblutung verbessert, das Risiko für Demenz geringer ist oder sich eine eingeschränkte Herzleistung verbessert. Dass die Einnahme von Omega-3-Fettsäuren die Frühgeburtenrate halbiert, konnte in neun Studien aufgezeigt werden. Die Firma Omegametrix im IZB kann als einziges Labor in Europa die Omega-3-Fettsäuren in Erythrozyten mit einem eigens entwickelten Verfahren, dem HS-Omega-3 Index® und das gesamte Fettsäurespektrum analysieren. Der Biomarker HS-Omega-3 Index® wurde 2002 von Prof. Dr. Clemens von Schacky, Geschäftsführer der Omegametrix sowie Leiter der Präventiven Kardiologie an der Ludwig-Maximilians-Universität München und Prof. Dr. W.S Harris, Sanford University, USA entwickelt. Susanne Simon interviewte Prof. von Schacky zu den neuesten Studienergebnissen für die „IZB im Dialog“.

im Dialog: Früher erfasste man mit Fragebögen zur Ernährung die Omega-3-Versorgung. Halten Sie das für sinnvoll?
Prof. von Schacky: Nein, diese Methode liefert keine plausiblen Ergebnisse. Früher war man auch der Meinung, dass Fettsäuren in Gruppen zu betrachten sind. Von 26 Fettsäuren, die wir messen, ist etwa die Hälfte aussagekräftig, was das Überleben angeht – quer durch alle Fettsäuregruppen. Deshalb sind alle Studien, die mit Fragebögen gearbeitet haben oder Gruppen von Fettsäuren untersuchten, zu hinterfragen. Omegametrix zeigt, dass valide Daten nur über Biomarker zu bekommen sind. Deshalb haben wir den HS-Omega-3 Index® entwickelt, ein standardisiertes Messverfahren für Fettsäuren.

im Dialog: Warum ist der HS-Omega-3 Index® für die Gesundheit der Menschen so wichtig?
Prof. von Schacky: Mit einem HS-Omega-3 Index® im von uns vorgeschlagenen Zielbereich von 8 bis 11 Prozent lebt man länger, Herzkrankheiten treten seltener auf sowie Hirnstruktur und -funktion sind besser, als mit einem niedrigeren HS-Omega-3 Index®. Weitere Erkenntnisse kommen stets hinzu. Die besten Universitäten auf der ganzen Welt arbeiten im Rahmen von Studien mit uns zusammen. Aus diesen Kooperationen sind bisher 250 Publikationen entstanden; über 50 Forschungsprojekte laufen.

im Dialog: Warum wird die Analyse von Omega-3-Fettsäuren im medizinischen Alltag noch in geringem Maße eingesetzt?
Prof. von Schacky: In den USA ist der HS-Omega-3 Index® bereits in der klinischen Routine angekommen. Wir sind davon überzeugt, dass jetzt in Europa auch ein Umdenken erfolgt. Schon jetzt arbeiten wir für die wesentlichen Präventionszentren.

im Dialog: Warum ist es so wichtig, in der Schwangerschaft Omega-3-Fettsäuren zu sich zu nehmen?
Prof. von Schacky: Die Gebärmutter wird alle Nährstoffe, die für den Embryo wichtig sind, dem Körper der Mutter entziehen und dafür sorgen, dass zum Beispiel das Hirn wächst. Dies führt bei der Mutter zu einem sehr niedrigen Omega-3-Spiegel im Blut. Aber nur 15 Prozent aller werden Mütter ergänzen ihre Ernährung mit Omega-3-Fettsäuren. Das gilt auch für stillende Mütter. Viel zu viele haben einen Mangel.

im Dialog: Welche weitere Auswirkung kann der ­Omega-3-Spiegel für Kind und Mutter haben?
Prof. von Schacky: Eine wichtige Erkenntnis ist, dass der Kindstod um 50 Prozent reduziert werden kann, wenn man Omega-3-Fettsäuren in angemessenem Maß zu sich nimmt. Interessanterweise könnten niedrige Omega-3-Spiegel auch für eine Wochendepression verantwortlich sein. Das Phänomen, dass Schwangere und stillende Mütter vergesslicher werden, hängt mit dieser Korrelation zusammen. Diese Ergebnisse resultieren aus der Studie, die wir mit der Universität Hannover 2016 durchgeführt haben.

Porträt-Prof.-Dr.-Clemens-von-Schacky

Prof. Dr. Clemens von Schacky,
CEO, Omegametrix GmbH

im Dialog: Wird von Ärzten auf diese Notwendigkeit hingewiesen?
Prof. von Schacky: Nein, dieser Bedarf wird in den gynäkologischen Praxen noch nicht ausreichend kommuniziert. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt Schwangeren die Einnahme von 200 mg täglich. Diese Dosis ist aber meistens nicht ausreichend. Zu beachten ist auch, dass die Aufnahme von Omega-3-Fettsäuren aus der Nahrung bei allen Menschen sehr unterschiedlich ist.

im Dialog: Sie haben veröffentlicht, dass in Bezug auf den Herzinfarkt die Analyse des Omega-3-Spiegels wichtiger ist als die Analyse des Cholesterinspiegels. Warum?
Prof. von Schacky: Gemeinsam mit Wissenschaftlern der Uni Harvard und Framingham, USA, haben wir 2018 neue Erkenntnisse gewonnen. Der Omega-3-Spiegel ist für das cardiovaskuläre Risiko (Herzinfarkt, plötzlicher Herztod) aussagekräftiger als der Cholesterinspiegel. Man könnte das auch folgendermaßen zusammenfassen: Für die Mitte des 8. Lebensjahrzehnts gibt es drei Möglichkeiten: entweder sind Sie tot oder dement oder haben einen guten Omega-3-Spiegel, wie wir in einer Studie mit der Helmholtz-Stiftung, der Technischen Universität München sowie den Universitäten in Gießen und Marburg nachgewiesen haben. Eine andere Studie der Universitäten in Los Angeles und San Francisco in Kooperation mit dem Amen Hospital zeigte, dass Hirndurchblutung und Hirnleistung bei einem höheren HS-Omega-3 Index® besser werden.

im Dialog: Warum führt ein niedriger Omega-3-Spiegel zu erhöhtem Blutdruck?
Prof. von Schacky: 50 Interventionsstudien zeigen, dass Omega-3-Fettsäuren den Blutdruck senken. Ein hoher Omega-3-Spiegel mindert zudem die Gefäßsteifigkeit und verbessert die Funktion der mittleren und kleinen Gefäße. Zusammen mit den Universitäten in Zürich, Basel und Baden in der Schweiz konnten wir zeigen, dass bei Gesunden ein niedriger Omega-3-Spiegel mit einem hohen Blutdruck einhergeht. Deshalb ist so wichtig, diesen in die Blutdruckabklärung zu integrieren. An den gleichen Universitäten konnte auch festgestellt werden, dass man mit einem hohen Omega-3-Spiegel nach einer Thromboembolie länger lebt und dass trotz Gerinnungshemmung kein erhöhtes Blutungsrisiko vorliegt.

im Dialog: Sie haben auch unsere olympischen Wintersportler gemessen. Welche Auswirkungen hatte das?
Prof. von Schacky: Das gesamte Team hatte einen schlechten Omega-3-Spiegel. Viele nehmen nun Omega-3-Produkte zu sich. Dies führte zu besserer Muskel- und Hirnleistung. Auch die entzündlichen Reaktionen nach großen Anstrengungen werden schwächer. Deutschland hat bei den Olympischen Winterspielen 2018 hervorragend abgeschnitten. Sie konnten nur von den Norwegischen Sportlern geschlagen werden, die noch mehr auf einen guten Omega-3-Spiegel achten. Die Norfolk State University, die California State University, Long Beach und die University of Nebraska-Lincoln konnten analysieren, dass weibliche Athleten weniger ängstlich und mental „tougher“ sind, wenn Sie Omega-3-Fettsäuren sublimieren.

im Dialog: Welche Ziele haben Sie für die nächsten fünf Jahre?
Prof. von Schacky: Wir werden weiter in Zusammenarbeit mit hochkarätigen Arbeitsgruppen erstklassige Daten generieren. Aber da wir glauben, dass es schon genug Gründe gibt, einen optimalen HS-Omega-3 Index® zu haben, müssen wir Ärzte und ihre Patienten noch stärker davon überzeugen, unseren Test häufiger anzuwenden – z.B. jede Schwangere vor, während und nach der Schwangerschaft.